Erster Schritt: Technischer Kontext
In der Geschichte der Landwirtschaft waren es die Bäuer_innen, die Wildpflanzen gesammelt und die Essbaren selektiert, adaptiert und ihren Nährwet verbessert haben. So haben Bäuer_innen über tausende Jahre die Vielfalt an Kulturpflanzen entwickelt, von denen wir heute leben.
Nichtsdestotrotz wurden diese erprobten Praxen seit Anfang des 20. Jahrhunderts immer mehr in die Hände von “Spezialist_innen” transferiert. Als erstes in die Hände bäuerlicher Saatgutproduzent_innen, dann in die Labore der Biotechnologischen Forschung, wie wir sie heute kennen. Noch in den 1970ern lag der Hauptanteil der Saatgutproduktion in Händen kleiner Saatgutfirmen. Heute kontrollieren die 10 grössten Saatgutfirmen 67% des kommerziellen Saatguts. Dies Saatgutfirmen haben Patente eingeführt mit denen sie die gesamte Kette, vom Samen bis zum Mehl. In Europa geht es weiter, bis hin zum Verbot bäuerlichen Saatguts. Seit den 1930ern wird in den USA Hybridsaatgut hergestellt, insbesondere F1 Hybride (Hybride erster Generation). Es gibt zwei Arten von Hybrid-Saatgut. Jene die ein Ergebnis von Kreuzung verschiedener Sorten sind, wie beispielsweise Triticale (Weizen + Roggen) der durch den Weizenanteil gute Erträge und durch den Roggenanteil gute Widerstandsfähigkeiten gegen Krankheiten hat. Triticale wird als Futtermittel verwendet und ist normalerweise steril. F1 Hybride entstehen durch die Kreuzung verschiedener Varietäten der selben Sorte. Diese Kreuzungen sind so kompliziert, dass sie in Labors durchgeführt werden müssen F1 Hybride können "bessere Charakteristika aufweisen als ihre Eltern, speziell im Hinblick auf Erträge.
Warum werden so überkomplexe und energieaufwendige Methoden zur Züchtung von F1 Hybriden benutzt?
Weil die Charakteristika bei der zweiten Wiederholung des Anbaus verloren gehen, was heisst dass Saatgut neu gekauft werden muss. Und das von den grossen Saatgutfirmen.
Gute Ergebnisse werden nicht unter jeder Bedingung erreicht. F1 Hybride brauchen meistens sonnige Lagen, gute Bewässerung und hohe Zufuhr von Chemikalien. Wir schliuessen daraus, dass es typisches Saatgut gibt, dass für intensive Landwirtschaft bestimmt ist, von externen Inputs abhängig ist und damit Abhängigkeiten von Saatgutfirmen schafft. Diese Abhängigkeit wird durch die Entwicklung von transgenen Pflanzen weiter verstärkt. Hier geht es nicht nur darum für Saatgut und Chemikalien zu bezahlen sondern auch für Patente, wenn Saatgutfirmen Anteile “ihre” Gene in unseren Feldern finden. Vor allem durch Pollenflug sind diese Gene extrem mobil und es ist unmöglich Kontamination zu vermeiden. Ein Jackpot für Saatgutmultis die dadurch das Recht bekommen für ihre Patente Lizenzgebühren zu kassieren.
Kommerzielles Saatgut wird uns als Lösung lokaler Probleme präsentiert. Manche sind resistent gegen Versalzung, andere tragen ein Insektizid in sich, wieder andere sind resistent gegen gewisse Herbizide. Diese Lösungen machen uns alles andere als zufrieden. Was werden wir tun wenn Insekten gegen GM Pflanzen resistent werden? Wie geht es uns mit Systemherbiziden? Ist das nicht ein Türe öffnen für höhere Belastungen unserewr Böden und damit unseres Essens?
Hinter all diesen Zielen steht das Ziel Profit zu machen. Eine Handvoll Unternehmen haben das kulturelle Erbe der Mehrheit der Bäuer_innen vereinnahmt. Sie versuchen Bäuer_innen in ökonomische Abhängigkeiten zu bringen, die zu Dienstleister_innen degradiert werden anstatt als Handwerker_innen des Lebendigen anzuerkennen.
Zweiter Schritt: Aktuelle Saatgutpolitik in Europa
Unter dem Einfluss der grossen SAaatgutfirmen (wie Monsanto, Syngenta, Bayer, Limagrain), hat die EU 2008 neue Gesetze zur Erhaltung von Getreide- und Kartoffelvarietäten beschlossen. Diese Gesetzgebung betrifft “regionale Sorten”, “traditionelle, vom Aussterben bedrohte VSorten”, die meisten biologischen Varietäten und bäuerliche Sorten.
Second steps: current seed policies in Europe. Dies unterstützt den Patentierungsprozess privater Sorten und stellt durch das Verbot von Sorten, die nicht auf nationalen Listen sind eine Gefahr dar.
Drei Auflagen sind besonders absurd und bringen enorme Kontrolle mit sich:
-Nachweis der Relevanz der Sorte für die Erhaltung genetischer Ressourcen
-Produktion und Verteilung von regionalem Saatgut wird auf die Ursprungsregion beschränkt
-Mengenmäßige Einschränkung des Anbaus einer Sorte proportianal an kommerzielle Sorten gebunden
Die Interessen europäischer Saatgutindustrie werden vom internationalen Verband zum Schutz der Pflanzenzüchtung(UPOV) vertreten.
Wenn die UPOV diese Gesetzgebung in anderen Gebiete der Welt anwenden würde hätte das die Konsequenz dass alle lokalen Saatgutproduzenten dem Verbot zu produzieren unterliegen würden. (If UPOV
applied this legislation to other areas of the world in would become “prohibition
legislation” for all local seeds which make up, in most of the world, all seeds.) Viele europäische Gesetze werden später auch auf andere Regionen angewandt, wie z.B. Lateinamerika.
Weiters fordern die großen Saatgutfirmen eine stärkung ihrer (so genannten) Rechte, geistiger Eigentumsrechte.
Rund 40% des Saatguthandels ist momentan noch “verloren” in den Händen “illegaler” saatgutproduzierender Bäuer_innen (sie verwenden Saatgut aus eigener Ernte)und durch den Anbau nicht zugelassener, nicht katalogisierter Sorten. Als Teil aktueller Verhandlungen fordert die Saatgutindustrie Patente für alle Feldfrüchte.
Anfragen der Saatgutindustrie an die EU:
-Die Erweiterung bestehender Patentgesetzgebung auf alle existierenden Sorten verbunden mit einer Genehmigung der Identifikation aller Sorten durch molekulare Marker
- Ein Sytem dass der Saatgutindustrie ermöglicht selbst die Kontrolle und Registrierung neuer Sorten durchzuführen
- Das Verbot bäuerlichen Saatguts und dessen Vermehrung durch Bäuer_innen aufgrund der Wettbewerbsverzerrung und den hygienischen Problemen
-Die Erweiterung der Monopolrechte der Monopolrechte der Industrie von 25 auf 30 Jahre
Es existieren nicht nur Rechte auf geistiges Eigentum sondern auch Sortenzertifikate und Kataloge die den Zugang von Bäuer_innen zum Markt beschränken. Um eine Sorte in einen offiziellen Katalog eintragen zu können muss diese eine besonder Ausprägung haben (anders als anderes Saatgut), uniform sein (alle Pflanzen sind gleich) und stabil (Merkmale verändern sich nicht über Generationen).
Es ist aber unmöglich diesen Regeln zu entsprechen ohne in Labors zu arbeiten, was Bäuer_innen vom Saatgutmarkt ausschließt. Dies nimmt den Bäuer_innen das Recht, ihre Sorten zu züchten, zu tauschen und wiederanzubauen. Es ist wichtig die Kapazität der Adaption zu erhalten um die Sortenvielfalt in jedem Fall zu erhalten (z.B. angesichts des Klimawandels).
Wenn mensch diesen Politiken folgt wird klar dass sie von der Saatgutindustrie lobbiiert, zu einer kriminalisierung bäuerlicher Saatgutnetzwerke führen und auf Kosten bäuerlichen und gärtnerischen Wissens um die Sortenerhaltung gehen.Die Arbeit der Saatgutindustrie und ihrer Politiker_innen sind mit der kapitalistischen Wirtschaft verwoben.Das hat nichts zu tun mit der Qualität von Feldfrüchten oder nachhaltigen Lösungen für Probleme der Bäuer_innen Es ist lediglich ein Versuch Kontrolle über Saatgut zu gewinnen und daraus soviel Gewinn wie möglich zu schlagen.
Dritter Schritt: Was machen wir angesichts dessen? Na klar: Reclaim the Seeds!
Unsere politische Position als Reclaim the fields sollte nicht sein an hoch technischen Debatten zum Thema teilzunehmen, in denen es um Pflanzengenetik und Saatgutgesetzgebung geht. Auch wenn wir diese Themen besser verstehen wollen, um Aktionen durchführen und um den Menschen besser erklären zu können für und gegen was wir kämpfen. Wir wollen keine Zeit verschwenden indem wir über kleine technische Details verhandeln wie es grosse Teile der Saatgutnetzwerke Europas schon tun, wir wollen Saatgut politisierenund dafür ist unsere Basis klar:
Wir lehnen die Privatisierung von Saatgut ab. Saatgut ist Teil des geteilten Erbes der Menschheit. Wir fordern 0% GM Saatgut und 0% privatisiertes Saatgut. Wir fordern Freiheit für die Bäuer_innen Saatgut zu reproduzieren, zu tauschen und zu verkaufen.
Unsere erste Aktion als Reclaim the Seeds: Saatguttausch und Saatgutbanken; Aktionstage
Um die Koordination des Saatgutthemas sicherzustellen haben wir eine Arbeitsgruppe namens Reclaim the Seeds gegründetund folgende Arbeitsbereiche definiert:
*die großen politischen Felder bekannt machen
*Bäuerliche Saatgutnetzwerke unterstützen und sichtbar machen
*lernen das eigene Saatgut zu vermehren
*innerhalb RTF so viel Saatgut wie möglich zu tauschen das wir auf unseren Höfen brauchen
Während des Treffens in Basta dachten wir daran, während jeden Treffens Saatgut zu tauschen. Die Idee ist es, eine virtuelle Saatgutbank einzurichten, die sich auf jedem unserer Treffen konstituiert, auf lokalem und europäischen Level. Es wäre interessant größere Mengen Saatguts einer Sorte anbieten zu können. Diesw würde heissen, wir ein Werkzeug für interne Kontrolle brauchen, weil es uns nicht nützen würde 10 verschiedene Rübensorten aber keine einzige Salatsorte zu den Treffen mitzubringen. Dafür gibt es die “Reclaim the Seeds” Seite auf der reclaim the fields homepage. Bis heute kann mensch nur sehen dass Anna Gurkensamen zum Treffen im Wieserhoisl mitbringen wird.
Reclaim the Seeds Forum
Die Idee ist dass jede_r von uns Saatgut zu unserer “Bank” im Zuge jedes Treffens beiträgt, auf europäischer und lokaler Ebene. So würden wir fähig sein permanent Sorten zu erhalten und zu vervielfältigen um diese weiterzugeben. Je mehr wir AUstausch dieser Art organisieren umso freier sind wir von der Kontrolle der Saatgutindustrie.
Am Treffen in Basta haben wir auch entschieden kollektive Aktionen auf lokaler Ebene durchzuführen um die Saatgutaneignung durch Konzerne klar zu machen. Wir dachten zum Beisoiel ans Verteilen von Saatgut vor grossen Gartengeschäften und anderen Orten an denen kommerzielles Saatgut gehandelt wird. Wir könnten auch Saatgutnetzwerke unterstützen die bereits in den Regionen existieren. Wenn wir sie kontaktieren würden wären sie vielleicht interessiert daran Menschen die an konkreten Alternativen arbeiten Saatgut zur Verfügung zu stellen.Eine andere Idee war, konkrete Alternativen für Bäuer_innen herauszufinden, die größere Mengen Saatguts brauchen.
Wir schlagen vor Aktionen zur gleichen Zeit (21.März?, 17. April? und am Treffen des Let´s Liberate Diversity Network im Februar 2011). Diese Ideen sind Vorschläge die wir diskutieren können während des Workshops zum Thema Saatgut am Wieserhoisl und die weiters eine Richtung innerhalb RTF sein könnten in den kommenden Jahren.
-Marie, Anna, Miriam