Die Agave, das Gold der Wüste
Die Agavenpflanze: der Rohstoff der Zukunft

© Christine Rödel

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Ihr Name stammt aus dem Griechischen und wird mit der Übersetzung edel oder prachtvoll, ihrer Erscheinung gerecht. In Mexiko werden sie maguey genannt und in Spanien pita. Es gibt an die 500 Arten innerhalb der Agavenfamilie. Die wasserspeichernde Pflanze kann lange Trockenzeit überdauern. Seit etwa 10.000 Jahren ist die Agave eine der wichtigsten Nutzpflanzen der Ureinwohner Mexikos. Hierzulande gewann die Pflanze bisher überwiegend ihren Bekanntheitsgrad mit dem aus ihr gewonnenen Tequila. Doch die stattliche Agave bietet einiges mehr.

Sie ist eine der Pflanzen, die mit dem Einhergang der Blüte stirbt. Die Angaben über ihre Lebensdauer sind Beobachtungen zu folge regional sehr unterschiedlich. Einige Botaniker registrierten eine Zeitspanne von 7 bis 30 Jahren, während man in Andalusien 50 Jahre zählt. In dem Herkunftsland, Mexiko, wurde eine Lebensdauer von bis zu 100 Jahren beobachtet, deshalb auch der Name “Jahrhundertpflanze”.

Die Agave als Nahrungsmittel

Aus dem Saft der Agave wird Agavendicksaft gewonnen, ein natürliches Süßungsmittel, was aufgrund des natürlichen Fructosegehalts auch für Diabetiker geeignet ist. Diese Zuckeralternative ist um 20 % süßer als herkömmlicher Rüben- oder Rohrzucker und reich an Vitaminen und Mineralien. Den in Mexiko als Blut der Götter bezeichnete Saft verwendeten die Bewohner als Heil- und Nahrungsmittel.

Ebenfalls aus der Agave gewonnen wird das alkoholische Getränk Pulque. Es wurde vor rund 2000 Jahren als Agavenbier der Azteken bekannt. Sie tranken das aus einem Gährungsprozess gewonnene Getränk während indianischer Rituale. Heutzutage ist Pulque als Nationalgetränk in Mexiko weit verbreitet. Aufgrund seiner geringen Haltbarkeit ist es außerhalb der Produktionsländer kaum bekannt. Für die Herstellung des weitaus bekannteren Tequila, wird der fermentierte Saft destilliert. Dieser wird aus dem Herzen der blauen Agave gewonnen. Auch die Blüten der Agave sind nicht nur schön anzusehen, aus ihnen kann geröstet eine Mahlzeit zubereitet werden.

Verwertung der übrigen Pflanzenteile der Agave

Die verholzten Blütenstämme der Agave haben vielseitige Einsatzmöglichkeiten. Aus ihnen können verschiedene Musikinstrumente hergestellt werden. Der untere Teil der Stämme ist zum Beispiel ideal geeignet für die Herstellung von Trommeln. Der relativ große Hohlkörper sorgt für einen angenehmen Trommelklang. Dünne Stämme, kleinwüchsiger Varietäten, finden im Flötenbau Verwendung. Bei deren Herstellung ist auf den richtigen Zeitpunkt der Ernte zu achten. Die Agave darf nach ihrer Blüte und dem gleichzeitigem Absterben einerseits nicht mehr zuviel Wasser in sich gespeichert haben und andererseits noch nicht zu trocken sein. Für die Herstellung eines Didgeridoo wird der obere Blütenstamm genutzt.

Im Kunsthandwerk findet die Pflanze zahlreiche Einsatzgebiete, wie in der Herstellung von Lampen, Schatullen, Masken und anderes. Komplette Stämme sind auch für den Gerüstbau und als Verwendung von Dachbalken einsetzbar.

Die Agavenpflanze in der heutigen Industrie

Außerdem werden aus den Fasern des nachwachsenden Rohstoffes, bekannt als Sisal, Seilerware, Fischernetzte, Bürsten, Sisalteppiche, Bauplatten und vieles mehr, hergestellt. Auch in der Computerbranche und Mobilfunkindustrie wird Sisal zur Herstellung von organischem Plastik verwendet. In der Autoindustrie findet man es in naturverstärkten Formpressteilen als recyclebare Alternative zu Fiberglas. In Tansania wird die bei der Fasergewinnung anfallende Biomasse als Quelle für erneuerbare Energie genutzt. Auch zur Begrenzung von Grundstücken werden Agaven gepflanzt oder in Hanglage als Erosionsschutz.

Agavenschule in Almeria in Spanien

Der Agavologe, Tim Bernhardt, befasst sich seit Anfang der neunziger Jahre damit, die Nutzbarkeit der Agave vor und nach der Blüte zu erforschen. Im November 2008 gründete er in Almeria, Spanien eine Agavenschule in dessen Zentrum sich auch das Agaven-Museum befindet. Hier werden neben der traditionellen Nutzung der Agaven in der Region Almeria auch die Aktivitäten der seit 2006 bestehenden Hilfsorganisation Edget Baandnet Children Center e. V. (EBCC) zur Unterstütung von Waisenkindern und Bedürftigen in Äthiopien vorgestellt.